VON CHRISTIAN MAYR (Die Presse) 19.03.2004
Der Garten um das Barock-Palais Schönburg auf der Wieden soll mit drei Nebengebäuden bebaut werden. Anrainer protestieren, die Unesco hegt Bedenken.
WIEN. Jahrelang wurde über eine neue Nutzung für das barocke Palais Schönburg diskutiert - nun liegt ein neuer Flächenwidmungsplan vor: Doch dieser stößt nicht nur bei Anrainern, sondern auch bei der für Unesco-Welterbe-Fragen zuständigen Icomos auf Kritik. Denn in dem für Wieden einzigartigen Park sollen gleich drei Nebengebäude, die eine doppelt so große Grundfläche wie das Palais hätten, dazugebaut werden.
Konkret sieht der von der Stadtplanung erstellte Widmungsplan drei zusätzliche Gebäude mit einer Grundfläche von je 400 m2 vor - das Palais selbst hat 600 m2. Von der Höhe her würden diese Seitentrakte (8,5 Meter) das Barockjuwel (14 Meter) aber nicht erreichen. Wie diese Bauten ausgestaltet sind, ist noch nicht entschieden: "Das werden ganz schöne Klötze sein", fürchtet aber Wolfgang Mor, Sprecher der "Bürgerinitiative Schönburg".
Tatsächlich geht hier die Stadtplanung den umgekehrten Weg: Statt üblicherweise einen Bebauungsplan anhand eines Entwurfs anzufertigen, schafft sie hier vorweg den Rahmen für ein noch unbekanntes Bauwerk: "Der Widmungsplan regelt nur Höhe und Ausmaß", sagt Hans Tietze von der MA 21A (Stadtteilplanung).
Erst im Nachhinein würde man sich ansehen, ob der Entwurf auch zulässig ist. So dürfte aber kaum zu verhindern sein, dass der private Eigentümer dann etwa moderne Glasbauten in den barocken Park setzt: "Es ist nur schwer zu argumentieren, warum etwas so nicht aussehen darf", bestätigt auch Tietze. Entscheiden werde aber die MA 19 (Stadtbild).
Da das Palais in der Pufferzone des Weltkulturerbes liegt (wie das Projekt Wien-Mitte), ist auch der Denkmalrat Icomos aktiv geworden: So wünscht sich Icomos-Österreich-Präsident Wilfried Lipp, dass sich Neubauten an den im Krieg zerstörten Nebengebäuden orientieren. Lipp will sich aber - bevor er offiziell Stellung nimmt - den Plan näher ansehen: "Grundsätzlich sollte das die Stadt lösen", hofft er. Tatsächlich würden die geplanten Gebäude über die Original-Nebengebäude hinaus gehen.
Entscheidend wird die Stellungnahme des Bezirks sein, der schon einmal einstimmig einen Flächenwidmungsplan abgelehnt hat. Auch jetzt zeigt sich Bezirksvorsteherin Susanne Reichard (VP) skeptisch: "Das alte Problem ist: Der Eigentümer braucht die Seitentrakte - wir hätten aber gerne gewusst, was reinkommt." Sie wünscht sich eine kulturelle Nutzung und den öffentlichen Zugang. Bisher wurde das seit Jahrzehnten leer stehende Palais in der Rainergasse nur sporadisch für Konzerte genutzt.
Ihre zweite Sorge betrifft die auch im Widmungsplan festgelegte Tiefgarage: "Wie tief sie wird und wie viele Plätze es werden, steht aber nirgends." Unklar bleibt, was Eigentümer Alexander Gertner wirklich vorhat - er war zuletzt nicht erreichbar.
Artikel diePresse.at |