übernommen aus der Printausgabe von Bau & Immobilien Report 3/2001 von Seite 41
Streitbarer Architekt
Der Wiener Planer Alaa Abouelenin überschreitet bauliche Grenzen. Die Politik lässt ihn gewähren.
Architekt, Investor, Bauträger und Makler-das Einordnen von Alaa Abouelenin in eine dieser Berufsgruppen fällt nicht gerade leicht. Er ersteigert Grundstücke, finanziert und plant darauf und sucht sich nach der Fertigstellung seine Käufer selbst. Wird behauptet. Im Datenbestand des Kreditschutzverbandes von 1870 ist Abouelenin mit zwei Firmen vertreten. Einmal als Architekt, einmal als Inhaber der WP-RM Liegenschaftsverwertungs GmbH. Daneben werden ihm von Insidern die Firmen Alca-Bau GesmbH und 3VGmbH zugeschrieben. Eine schillernde Multifunktionalität- die ist jedoch nicht der Grund für die Probleme, die Beamte der diversen Magistratsabteilungen mit Abouelenin haben. Sie nennen ihn selbstverständlich nur informell-launig einen "Rollenspieler und Streithansel", der sich benehme wie ein "Elefant im Porzellanladen". Sie erleben den Ärger, den Abouelenins Bauangelegenheiten verursachen, hautnah. Jüngste Beispiele aus dem Repertoire des Meisters: die Gebäude in der Favoritenstraße 8 und Floragassse 1 im vierten Wiener Gemeindebezirk. Bei Ersteren sprechen Insider davon, dass es schlichtweg um ein Geschoß zu hoch geraten sei, bei Zweiterem weiche die Gestaltung der Fassade massiv vom Einreichplan ab.
Unterstellungen und Klagen. Robert Kniefacz, der als Referent für architektonische Stadtgestaltung (MA 19) immer wieder mit Abouelenins Einreichplänen zu tun hatte, bekam den Zorn des Architekten besonders zu spüren. Dieser schwärzte ihn massiv an und warf ihm die Annahme von Bestechungsgeldern vor. Die Kripo ermittelte, das Verfahren wurde eingestellt. So endete auch das von Abouelenin angestrengte Verfahren gegen eine Beamtin der Baupolizei des 19. Bezirkes. Kniefacz beschritt- von seinen Vorgesetzten im Stich gelassen- daraufhin den Zivilrechtsweg und klagte Abouelenin auf Unterlassung. Mittlerweile ist Abouelenin in erster Instanz schuldig gesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Folgen für den Beamten: Er wurde wegen Befangenheit von sämtlichen Bauvorhaben Abouelenins abgezogen. Probleme mit Abouelenin bestätigt auch der Präsident der Architektenkammer Peter Scheifinger. So wurde der Planer schon mehrmals standesrechtlich verurteilt. Die dort ausgesprochenen Geldstrafen sowie die Drohung des Entzugs des Stimmrechtes zur Kammerwahl erwiesen sich jedoch als zahnlose Tiger.
Millionenkläger. Ebenfalls auf der Abschussliste steht Abouelenin bei einem Geschäftspartner, der mehrere Verfahren gegen den Planer betreibt. "Mehrere Millionen" will der Mann, der gerne anonym bleiben will, schon in den Streitfall investiert haben. "Das ist ein kleiner Fall Lucona mit sehr vielen Fassetten", erzählt er nur kryptisch. Mehr lässt er sich derzeit aber nicht entlocken, denn es gehe nun darum, mögliche eigene Schäden zu verhindern. Abouelenin selbst wollte trotz mehrfacher- auch schriftlicher- Anfragen des Report nicht zu den gegen ihn gerichteten Vorwürfen Stellung nehmen.
Auch aus dem Büro des zuständigen Planungsstadtrats und Vizebürgermeisters Bernhard Görg bekommt man auf Anfrage einen wenig erhellenden Tipp: " Besser nicht anrühren!" warnt die Görg-Sprecherin Andrea Leitner, die zugibt, dass Abouelenin einer ganzen Reihe von Personen im Rathaus Sorgen bereite. Dennoch sieht man dort keinen Handlungsbedarf: "Von der MA 19 wird dazu nichts kommen", erklärt sie, "denn eine Enthebung der Amtpflicht ist die Sache dem Obersenatsrat Dieter Pal nicht wert."
Angesichts solcher Trägheit bekommt man als außen Stehender fast das Gefühl, dass jener anonyme Informant, der die Sache dem Report zugetragen hat, nicht ganz falsch liegen könnte. " Wenn er nicht potente Fürsprecher hätte, könnte Abouelenin das alles nicht durchziehen", meint er.
Bau & Immoblien Report 3/2001 Seite 41
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